Nützen des Holocaust-Unterrichts: Nicht denken in Analogien, sondern Vergleichen! [DE]
Nürnberg, U-Bahnhof Walther-Rathenau-Platz, 6. März 2010 Foto: tofoto
T:I:S, (Steinbergrecherche, 8. März 2010.)
(Mit Dank an
Claudia KARAS, die unermüdliche Mailerin. Und an Steinberg, Monument der -oft
zu- kritischen Kritik)
Walther Rathenau war Philosoph, Geschäftsmann und Minister des Auswärtigen in der frühen Weimarrepublik. Er war auch Jude. Er würde heute als Linksliberaler oder rechter Sozialdemokrat eingestuft werden. Ebenso viele Gründe für die damaligen Revanchisten, Antisemiten, PI-ler, Mafiosen und Ulfkotten, um ihn zu hassen. So sehr, dass er 1922 von drei sogenannten Fememörderern mit einer Handgranaten ermordet wurde.
Er macht Unterschied zwischen den, aus oberflächlichen Analogien vorgegebenen, Schlussfolgerungen aus der Geschichte (bzw. dem kollektiven Gedächtnisse) einerseits, und, andrerseits, dem aufgeklärten Denken, das nicht Geschichten missbraucht zur Befestigung von Vorurteilen, sondern zum Vergleich mit Dasjenige was heute vor sich geht. Kurz: Denken heißt Vergleichen
Was wir heute oft bei den Debatten über der angeblich notwendiger Ausgrenzung der
potentiellen Terroristen und Feinden der Aufklärung in "unserm Westen" zu sehen und hören bekommen, sind
vorgegebenen Schlussfolgerungen aus "der" Geschichte.
DIE Geschichte existiert aber nicht. Es gibt nur Geschichten. Erzählungen, die übermitteln was man für wichtig hält oder hielt.
Man kann mit Geschichten zweierlei machen.
- Sie verwenden zur Unterstützung von irgendwelchen ideen oder Theorien;
- Sie studieren, um, in Vergleich mit Wahrnehmungen aktueller, oder historischer, Ereignissen, besseren Analysen zu erstellen.
Das Erste führt zu ideologischem Immobilismus. Es wird eben Anleitung sein zur
Tabuisierung anderer Interpretationen als die Vorgegebenen.
Beim Holocaust Unterricht unterstellt man öfters, dass es unausweichlich führen sollte zu einer Heiligsprechung von Alledem, was im Namen des Judentums gesagt und beansprucht wird. Aber richtiges Holocaust Unterricht spricht nicht nur von dem Leiden der Millionen ermordeten Juden, aber ebenso sehr vom Werden des Willens zur Genozid. Also, von der Tendenz, aus Irritation und Xenophobie, Fremdenfeindlichkeit zu erzeugen. Geschichten darüber, sind aus allen Zeiten. Die Holocaust Geschichte ist "nur" deren Übersetzung im industriellen Zeitalter. Wie der erste Weltkrieg Millionen, statt Zehntausenden, wie vorher, im industriellen Zeitalter, in der Tod führte.
Das Zweite führt zum freien Denken über den Wegen die die Entwicklung einer Ausgrenzung geht. Es kann behilflich sein, um heutigen Ausgrenzungen und deren Gründen zu verstehen. Gutes Holocaust Unterricht hilft also, um Ansätzen zum Genozid frühzeitig zu verstehen.
Das ist weil ich kritische Geschichtsforschung wichtig finde. Auch für muslimischen Immigrantenkinder in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Sie werden verstehen, dass die Holocaust Geschichte nicht handelt über einer sogenannten Kollektivschuld der Deutschen und der Muslimen, sondern eine Warnung darstellt, NIE sich mitreißen zu lassen von Extremisten.
Und die Warnungen des Tages ernst zu nehmen.
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