Bestürzende Neubauten 5.6.06 [DE]
05-06-2006
Huib in 2006, Architecture and Urbanism, Barcelona, Equipment, Institutions, Urban, [DE]

Ich gehöre nicht zu den Leuten die sich automatisch sträuben gegen jede Grossbau, jedes monumentales städtisches Projekt. Maßstabsgerechte Vergrößerung ist unumgänglich, wenn Städte wachsen, wenn die Technologie effizientere Konzentrationen ermöglicht.

IKEA muss sein. Kleine Möbelverkäufer sollen, wenn sie klein und in der Nachbarschaft bleiben wollen, auf anderen Produkten umschalten müssen. Wenn man so etwas der Markt überlässt, entstehen öde und unterkommenen Kleinhandelscentren in der Stadt. Weil die Markt verlangt dass die Menschen mobiler sind als sie öfters können.

Gewandte Quartiersprojektmanager wissen, wie man so etwas unterfangen kann, und, mit Unterstützung von staatlichen und privaten Partnern, machen sie aus dergleichen Umwandlungsprozessen "win-win" Ergebnissen. Wenn man ihnen die Zeit und die Mittel dazu bereitstellt, natürlich.

Urbanistische Grossinitiative können, oder besser: sollen, immer im Zusammenhang mit der urbanen Umgebung gesehen werden. Und, umgekehrt, Nachbarschaftserhaltung, Emanzipationsprozessen in ökonomisch und sozial schwächere Gemeinschaften, sollen die Chancen benützen, die räumlichen Umwandlungen, neue Arbeitsplätze in der Nähe, Gebietserweiterung durch Aufhebung alter Industrien, usw., schaffen.

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 Die europäischen Kohesionsfonds werden verteilt auf grund der Arbeitslosigkeitsziffer, der benötigte Investitionsimpulsen und der Investitionsmöglichkeiten die regional und lokal bestehen. Oft geht das gut. Irland ist das Beweis. Aber manchmal auch haben die massive Impulse verkehrte Effekte. So etwa wie sich das oft ereignet in der Entwicklungshilfe in Afrika. Eisenbahnen von Nichts nach Nirgendwo. Staudämme die ganze Landstriche veröden.

Es geht nur gut, wenn man BEIDES macht, gleichzeitig. Die Menschen für wen diese Investitionen gemacht werden, sollen nicht deswegen aus ihren Häusern und aus ihren Arbeitsplätzen vertrieben werden, sondern davon profitieren.

So hätte das millionenschwere bremer Space Center im Einklang mit dem benachbarten Gröpelingen entwickelt werden sollen. Jetzt, als man anerkennen musste, dass die megalomane Ideen betreffs eines europäischen Menschenparks nicht wirkten, und das Center nach sechs Monaten seine Türe geschlossen hat, wird es umgestaltet zu einen Riesenkasino, wovon die Gröpelinger die Nebenwirkungen wie erhöhte Kriminalität geschenkt bekommen. Oder, das schon geschwächte kommerzielle Bestand der Nachbarschaften, wird weiter marginalisiert durch die Grossdetaillisten die auch in dem Center hereingeholt werden.

Wir waren 1. und 2. Juni in Barcelona für die Strukturfondskonferenz der Regionen und Städten. Das CCIB, das barcelonaer Kongress- und Ausstellungszentrum, liess mich die ganze Zeit das bremer Ungeheuer nicht aus den Gedanken. Allerdings ist das CCIB, urbanistisch gesehen, viel besser plaziert als das Space Center: Am Meer, bedient von der Bahn, am Ende einer langen und breiten Stadtavenue, U-bahn-Station, Hotel- und Parking-Anlagen. Aber auch hier ist jede organische Verbindung mit den angrenzenden Stadtteilen vernachlässigt. Trotz seines titanischen Umfangs, ist es unsichtbar, wirkt öde. Von Innen könnte es ebensogut ein Krankenhaus, ein Ministerium oder eine Gefängnis sein (Siehe Bild).

Verlangt das moderne fliegen mit Billigfirmen eine fast untermenschlichen Kurzbeinigkeit - die Riesenflächen des CCIB verlangen das Gegenteil: Die weite Felder der unübersichtlichen Aussen- und Innenräumen unterstellen eine übermenschlichen Langbeinigkeit. Sonst erreicht man die Sitzungen der Konferenz nur am Ende des Ereignisses.

Das bestürzendste ist wohl, dass es eine scharfe Grenze gibt zwischen den lebendigen, funktionsgemischten Stadtquartieren in der Nähe, und die eisige leere und monofunktionellen Ballung von blinden Neubauten. Diese Grenze macht das eine und das Andere unertragbar, unsustainable.

Was die Städte nicht brauchen, das sind objektive Verschwendungen, halbe und völlige Fehlinvestitionen. Es untergrabt die so kräftige Argumentierungen, dass es eben die Stadt, und niemand anderes ist, die die schwierige Verbindung zwischen Investitionsimpulse und sustainable communities machen kann.

Glücklicherweise, hat fast niemand von den europäischen Gästen die 100 M. zurückgelegt die zwischen der Betonidylle und das benachbarte Quartiersleben liegen. So bleibt die allgemeine und wahre Idee bestehen, dass es nur die Städte sind, die es können. Aber können ist nicht immer dasselbe als tun.

Auf der e-urban Webseite gibt es eine Bildergalerie ("IMAGES" Sektion > Rencontres Folder > Rencontres 2006Images 2006 [klicken!] > Barcelona, 1-2 June 2006: Which Growth?) mit mehr (29) Bilder vom Besuch und englischem Text. 

 

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