Grau war der Himmel über Gröpelingen.
Es regnete in Bremen. Ich machte eine kurze Wallfahrt nach das Ort, wo ich im Jahre 2002 oder 2003 ein URBAN-Schlussfest überrascht hatte mit dem Philosophen Peter Sloterdijk. Dieser deutsche Philosoph hat die modische Errichtung von Themaparks als Ersatz für das reale Leben angeklagt in seinem Buche, wo er von "Menschenparks" spricht.
Tierpark - Menschenpark: Es ist nur ein kleiner Schritt.
Die freie Hansestadt Bremen hat sich als Raumfahrtstandort durchsetzen wollen. Das Millionenmanna des URBAN Programms (II) sollte helfen den Traum wenigstens parkenhaft zu verwirklichen. Deswegen schuf man auf dem Gelände der stillgelegten Werften an der Weser ein "SpacePark", oder, genauer, ein "Space Park Center". Beton- und Glas Architektur. Riesenhaft. Ein horizontaler Babelsturm.
Ein kommerzielles Bereich war vorgesehen, um die Exploitation zu ermöglichen (deswegen das "Center" in der Name).
Aber nach sechs Monaten eröffnet gewesen zu sein, musste das ganze Center schliessen wegen ungenügendes Besuchs. Das geschah aber zwei Jahre nach meiner pessimistischen Prophetie.
Diese Letzte wurde vorgetragen im "Lichthause", ein Überrest vom Werftencomplexe, das im Rahmen des "Kohesionsteils" des Urban Programms mit kargen Mitteln umgebaut war zur Klienbetrieben- und Ateliers-Behäusung.
Die kleine, begeisterte Gruppe die am Grossprojekt angehängt war (und zugleich abgehängt) und die als Aufgabe hatte, um im dorfhaften Arbeiterviertel Gröpelingen eine Erwachung aus der Lethargie der Dauerarbeitslosigkeit hervorzuzaubern, hatte, mit Hilfe eines Grosswohnungsbauvereins, etwas geschaffen, das aus dem Dorfe ein Kulturpark machte. "Kultur Vor Ort" lässt verborgene Brunnen von Schaffungskraft und versteckte Fähigkeiten der deutschstämmigen und der türkischstämmigen Bevölkerung üppig fliessen.
Aber es ist, im Vergleich zu dasjenige was möglich gewesen wäre mit den Euromillionen, und auch als "Kohesion" (dauerhafte gegenseitige Anregung der Projektelementen zur Weiterentwicklung - ich bedenke diese Definition hier und heute, aber sie scheint mir richtig), viel zu schwach, beinahe nichtig.
Hauptfehler ist, dass die Kohesion nicht im Perspektive der Wieder- und Weiter-Entwicklung der Bewohner und der Arbeitnehmer, sowie der Ökonomie der Nachbarschaften (Gröpelingen, Waller, usw.) gesehen worden ist, aber nur als Anhängsel des Grossparktraumes.
Wäre das "Center" mit seinen kommerziellen Grossflächen wirklich instandgesetzt sein, dann hätte das Kleinladenbestand Gröpelingens seinen letzten Überlebenschancen verpasst. Keine Anregung zur Anwerbung der Dauerarbeitslosen Gröpelingens im Center war vorgesehen. Reparatur dieser Situation ergab sich als unmöglich.
Einsam hebt sich der Kopf der Ariane Rakete über das leere Space Park Center. Sie wird nie zum Himmel steigen.
Hundert Meter weiter erhebt sich das Minarett des neuen türkischen Grossmoschee. Himmelfahrt ist dort nicht vorgesehen. Ein ironischer Bildreim von verfehlter Kohesion.
Frei nach Heinrich Heine:
"...Die Chinesen haben die Industrie, das Meer gehört den Briten,
aber im Traumreich des Parks, herrscht der Deutsche unbestritten."
Ich habe trotzdem etwas Postives, ein winziges Prinzip Hoffnung gefunden. Nur Träumer können einen so riesigen Beitrag zum zukünftigen Urban Blunderbook leisten. Es handelt sich hier um einem Monumentalen Fall von "worst practices", das uns so viel lehren kann. Vielleicht mehr als the best of the best practices.
Ha, ich bin wieder froh, dank der Deutschen. Ich hole mir einen "Space Cut" bei dem gröpelinger Friseur. Der einzige Laden in ganz Gröpelingen bei dem ich eine Hoffnung auf Kohesion mit dem Space Center beobachtet habe ...